Cradle2Cradle
Cradle2Cradle heisst übersetzt: "Von der Wiege zur Wiege"
Die Prinzipien:Umweltschutz kann nur funktionieren, wenn Produkte und Prozesse vom Anfang her gedacht und im Hinblick auf ihre gesamte Nutzungsdauer entwickelt werden.
Vorbild für Cradle to Cradle ist die Natur,
von der sich die drei Cradle to Cradle - Prinzipien ableiten:
1. Abfall ist Nahrung oder Nahrung ist Nahrung:
Alles wird zu Nahrung oder Nährstoffen für etwas anderes.
2. Nutzung erneuerbarer Energien:
Die Energie entspringt Sonne, Wind, Wasser und Erde.
3. Unterstützung von Diversität:
Es gibt eine schier unendliche Vielfalt.
Das 1. Prinzip von cradle2cradle
Abfall ist Nahrung verdeutlicht die Idee der Öko-Effektivität (siehe Grundkonzept) und orientiert sich dabei am Vorbild ökologischer Nährstoffkreisläufe in der Natur.
Veranschaulicht werden kann dieses Prinzip anhand des Symbols des Kirschbaums im Frühling: Der Kirschbaum produziert in seiner sehr kurz anhaltenden Blütezeit eine überwältigende Anzahl an Blüten, die unter Effizienzgesichtspunkten beispielsweise zur Reproduktion nicht notwendig sind und verschwenderisch erscheinen.
Vom Standpunkt der Öko-Effektivität betrachtet, gelangen jedoch alle Bestandteile des Kirschbaums samt der vielzähligen Blüten durch Kompostierung als Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurück. Dabei entsteht im Sinne der vorherrschenden Produktionslogik kein Abfall. Ferner ist der Kirschbaum aus ganzheitlicher Perspektive im Ökosystem nützlich: Er filtert die Luft, absorbiert Kohlenstoffdioxid (CO2), produziert Sauerstoff (O2), unterstützt Biodiversität durch die Bereitstellung von Lebensraum und bildet in letzter Konsequenz nährstoffreichen Humus durch die Verrottung seiner Biomasse.
Orientiert am Vorbild der Natur lässt sich der Ansatz von Nährstoffkreisläufen in Form von biologischen und technischen Rohstoffkreisläufen auf die industrielle Güterproduktion übertragen. Menschliche Pläne, die diesen Nährstoffzyklen nachgebildet sind – Zyklen, in denen Müll im eigentlichen Wortsinn nicht mehr vorkommt –, sind die Grundlage der Materialflusssysteme, die ein integraler Bestandteil des Cradle to Cradle-Konzepts sind.
Das 2. Prinzip von cradle2cradle
die Nutzung erneuerbarer Energien, bezieht sich auf die vorherrschende Energieerzeugung und fordert eine grundlegende Umstrukturierung der heutigen Energiegewinnung. Durch das 1. Prinzip von Cradle2Cradle , “Abfall ist Nahrung”, verbleiben wertvolle endliche Materialien, darunter beispielsweise Kunststoffe auf fossiler Basis, in kontinuierlichen Kreisläufen.
In diesem Zusammenhang ist es jedoch ebenso wichtig, die zur Fertigung benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen zu schöpfen, anstatt durch die Verbrennung fossiler Energieträger (Öl, Gas, Kohle) die Verknappung kohlenstoffreicher Ressourcen weiter voranzutreiben. Erneuerbare Energien sind damit Grundvoraussetzung für einen holistischen und effektiven Kreislaufansatz.
Das 3. Prinzip von cradle2cradle
der Unterstützung von Diversität stellt sich gegen das identifizierbare Phänomen der De-Evolution – der Vereinfachung und Zerstörung von Vielfalt im großen Stil. Gemeint ist damit die menschliche Gestaltung der Umwelt durch Einheitsgrößen und die Simplifizierungen komplexer Zusammenhänge. Eine Vielfalt der Orte und Kulturen, der Wünsche und Bedürfnisse, der einzigartigen menschlichen Gestaltungsfähigkeit kann durch eine industrielle Re-Evolution, im Sinne von Cradle to Cradle, in der Wirtschaft etabliert werden. Dies soll der Welle der Eintönigkeit von der Wiege zur Bahre entgegenwirken, die eben jenes öko-effektive Produktdesign (noch) verhindert.
Unsere Produkte und Prozesse können besonders effektiv sein, wenn sie voller Informationen und Reaktionen sind – wenn sie der lebendigen Welt so weit wie möglich ähneln. Unterstützung von Diversität meint im Sinne von Cradle to Cradle, die lebendigen Systeme dieser Erde als Vorbild zu nehmen und sich davon inspirieren zu lassen.
Rohstoffkreisläufe spielen innerhalb des Cradle2Cradle Konzepts eine zentrale Rolle: Wir unterscheiden zwischen dem biologischen und dem technischen Kreislauf (s. unten). Für welchen Kreislauf sollte ein Produkt hergestellt werden? Wir unterscheiden zwischen Verbrauchs- und Gebrauchsgüter: Verbrauchsgüter sind einer Abnutzung ausgesetzt und sollten daher für biologische Kreisläufe gestaltet sein. Ein biologisch abbaubarer Kunststoff als Ausgangsmaterial für z. B. die Schuhsohle stellt keinerlei Problem für die Umwelt dar. Gebrauchsgüter sind keiner Abnutzung ausgesetzt und können kontinuierlich in technischen Kreisläufen zirkulieren, sodass eine Rückführung gelingt.
Cradle2Cradle - Der Biologische Kreislauf
umfasst Materialien, die gesundheitsverträglich und kompostierfähig sind und dadurch am Ende ihrer Nutzung als biologische Nährstoffgrundlage neues organisches Wachstum ermöglichen. Dies lässt sich am Beispiel einer ökoeffektiven Textilie verdeutlichen: Bei der Produktion eines T-Shirts kommt ökologische Baumwolle zum Einsatz, die Färbung wird durch biologisch abbaubare und für Mensch und Natur unbedenkliche Farbstoffe realisiert.
Cradle2Cradle - Der technische Kreislauf
bezieht sich auf Materialien wie z.B. Metalle oder Kunststoffe, die als Primärrohstoffe begrenzt zur Verfügung und in Anbetracht der zunehmenden Knappheit sowie steigendem Konsum in technischen Kreisläufen zirkulieren sollten. Bürostühle als Beispiel können so hergestellt, dass alle eingesetzten Materialien sortenrein und mit geringem Aufwand voneinander getrennt werden können. So ist es möglich, alle eingesetzten Materialien als Sekundärrohstoffe erneut einzusetzen.